Kurzwelle
Kurzwellenempfang ist ein faszinierendes Hobby. Auch im Zeitalter des
Internets und der allgegenwertigen, weltweiten Informationsmöglichkeiten,
hat der Kurzwellenempfang nichts von seinem Reiz verloren. Man muß sich
nur mal vor Augen halten, daß die Radiowellen viele tausend
Kilometer zurücklegen, bevor sie dann im heimischen
Empfänger landen. Und man kann sich keineswegs darauf verlassen,
daß ein Sender, der am Abend noch klar und gut verständlich
zu empfangen war, dies am nächsten Abend wieder ist. Oder auch
nur zwei Stunden später ist die Frequenz durch einen vollkommen
anderen Sender belegt. All das hat etwas "mystisches" und
unberechenbares, und das macht den Kurzwellenempfang so
reizvoll.
Und dann gibt es natürlich noch das babylonische Sprachwirrwar. Bei jedem
neu empfangenen Sender stellt sich als allererstes die Frage, in welcher
Sprache gesendet wird. Deutsch, Englisch, Holländisch und
Französisch sind ja noch leicht zu identifizieren, aber
kann wirklich jeder hebräisch von arabisch unterscheiden?
Oder gar fernöstliche Dialekte? Hier macht der Kurzwellenempfang
richtig Spaß, und es ist immer wieder eine kleine Freude, wenn
man erfährt, daß man sprachlich ins Schwarze getroffen hat.
Last but not least sind auch die deutschsprachigen Sendungen der
verschiedenen Auslandsdienste interessant. Ein dreißigminütiger, in fast
perfektem Deutsch, Report über eine koreanische Schule ist
auf Kurzwelle nichts außergewöhnliches. Und die trotzalledem
deutlich vernehmbare fernöstliche Sprachfärbung locken auch
bei ernsten Themen ein Schmunzeln hervor. Gerade diesen
menschlichen Aspekt kann weder eine Zeitung noch das Internet
bringen.
Für jeden Technikbegeisterten ist der Kurzwellenempfang natürlich auch
aus technischer Sicht hochinteressant. Wer einmal die Schaltpläne eines
guten Kurzwellenempfängers studiert hat, weiß, welche genialen Kniffe
notwendig sind, um ein schwaches und starken atmosphärischen
Einflüssen ausgesetztes Signal so aufzubereiten, daß es
verständlich aus dem Lautsprecher kommt. Zudem kommt noch
der Aspekt der Antenne hinzu. Welche Antenne ist am besten?
Die eingebaute Teleskopantenne? Mit oder ohne Zusatzerdung?
Eine Langdrahtantenne? Aktivantenne? Penibel berechnete
Antennen oder per trial-and-error verlegte Drähte? Auch
hier steckt wieder ein Stück des Geheimnisvollen drin, das
schon vor mehr als 80 Jahren die Radiobastler so fasziniert
hat.
Und wenn man dann eine Handvoll Sender empfangen hat, geht's ans
Auswerten: Aus dem handgeschrieben Logbuch soll irgendwann eine
Datenbank entstehen, die Informationen werden aus Büchern und online
gesammelt, verarbeitet, bewertet und zusammengeführt. Hier kommt
der Computer ins Spiel - und ergänzt die Kurzwelle wiederum perfekt.
Wie man es auch dreht und wendet - Kurzwellenempfang ist einfach
faszinierend. Nur leider ist er akut vom Aussterben bedroht, da sich
derzeit immer mehr Sender zurückziehen und ihr Programm preiswerter(?)
über Satellit und Internet verbreiten, und auf der anderen Seite der
digitale Sendebetrieb, DRM, vor der Türe steht.
Mittelfristig werden wohl nur noch sehr wenige, dafür aber sicher nicht
minder interessante, Exoten auf Kurzwelle analog senden, die Tage des
richtigen DXings sind leider gezählt.
Zum Schluß noch ein paar Bilder, wie sich mein Shack im Laufe der Zeit
entwickelte.